Stigmastadtpläne
Datum: 24.01.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | 7 Kommentare »Der von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung jährlich erstellte Sozialatlas Berlin 2010 ist erschienen >> Tagesspiegel.
Er bildet die soziale Struktur der Stadt ab – die Aufteilung in “gefährdete”, “problematische” und “unproblematische” Viertel. Dieses Mapping der Armut und der Konfliktlagen soll dazu dienen, mittels staatlicher Interventionsprogramme gegenzusteuern und ein “Abrutschen” der gefährdeten Viertel zu verhindern. Das Programm “Soziale Stadt” wurde allerdings im Bund gerade gekürzt, dies nur nebenbei.
Armuts-Mapping hat aber immer auch genau den Effekt, den es vermeiden will. Wie die Stadtforschung gezeigt hat, werden als “sozial schwach” geltende Viertel gemieden, eine weitere Abwärtsspirale in Gang gesetzt – das Image eines Stadtviertels bestimmt also die soziale Struktur erheblich mit. Umgekehrt kann es aber auch, wie etwa im hippen Nord-Neukölln zu plötzlichen Aufwertungsprozessen kommen – Gentrifizierungsprozesse, also die Verdrängung der sozial schwachen Bevölkerungsgruppen sind dann häufig der Effekt. Wie man’s macht, macht man’s falsch, schon richtig.
Das Armuts-Mapping ist jedenfalls problematisch, zumal dann, wenn die finanziellen Mittel fehlen, um der Segregation in der Stadt zu begegnen – und damit die Kartierung des Problematischen eigentlich jeden politischen Sinn verliert. Bleiben also noch die negativen Effekte. Tatsächlich folgen Stigmastadtpläne einem “substantialistischen Denken von Orten” (Bourdieu) und damit der Logik aus “den Problemen in den Vierteln das Problem der Viertel zu machen” (Ulrich Best/Dirk Gerhadt: Stigmastadtpläne Berlins, in: Politische Geopgraphie 112, 2001). Lösungen werden dann vor Ort gesucht, obwohl die Probleme nicht vor Ort zu lösen sind – wie etwa Arbeitslosigkeit. Na dann, fröhliches Weiter-Mappen!
hi,
wo kann ich die karte abrufen? leider ist nur der mopo-artikel verlinkt…
grüße,
f
lieber fabian,
ich weiß es schierweg nicht mehr – sorry, grüße elke
Etwas weniger im Rampenlicht, aber umso krasser: die Geo-Scoring-Karte, die Berlin -andere Städte natürlich genauso – sehr engmaschig in Zonen mit guter und schlechter Bonität einteilt. Wirklich im grünen Bereich sind da fast nur noch die Villenbezirke am Rande, Nordwest, Südwest, Südost, ansonsten heisst es: Charly kann wahrscheinlich nicht zahlen, Charly kriegt keine MasterCard, keine Golden AmEx etc.
Siehe http://www.creditreform-berlin.de/website/Berlin/Advanced/Downloads/Eigene_Downloads/Regionale_Analysen/Schuldneratlas_2009_Berlin_PLZ.jpg
lieber ansgar,
danke für den schönen hinweis!
herzlich, elke
@Fabian: Die Karten und den Bericht findest du, hoffe ich, hier unter diesem Link: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/basisdaten_stadtentwicklung/monitoring/de/2010/index.shtml
Hallo,
den Sozialatlas 2010 und auch die älteren bekommt mensch hier:
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/basisdaten_stadtentwicklung/monitoring/de/2010/index.shtml
unten auf der site steht das .pdf zum download bereit.
Liebe Grüsse Gerda
Liebe Gerda,
vielen Dank für die Info! Herzlich, Elke