Datum: 24.07.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Geisterfahrer & Erscheinungen | Tags: HartzIV, Kommunen, Wohnungen | 3 Kommentare »
Die Kommunen sollen nun selbst darüber entscheiden, wie groß und wie teuer die Wohnung eines HartzIV-Empfängers sein darf (> Zeit). Zwischen 25 und 45 qm sind in der Diskussion. Dabei geht es auch um die Frage, welche Größe “angemessen” sei. Die Tatsache, dass die Kommunen bei der Miete, also den Kosten sparen müssen, kann man ja noch nachvollziehen. Die Frage der Größe ist aber eine symbolische.

Wieviel Raum darf ein Armer belegen? Die Antwort lautet natürlich: so wenig wie möglich. (Das ist natürlich schon da absurd, wo – wie etwa in Berlin – Menschen vor ungefähr hundert Jahren große, schrottige Wohnungen gemietet und flott gemacht haben und nun mit alten Mietverträgen trotz Armut und Prekarität den Luxus des umfänglichen Wohnraums genießen.) In der Frage nach der angemessenen Größe steckt ein sozialer Platzverweis, der in diesem Fall das Symbolische und Reale verschränkt: Dir steht kein Platz zu, mach Dich klein.
Basteln! HartzIV meets Kreativprekariat
Datum: 29.05.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: HartzIV, HartzIV Möbel, Marke Eigenbau, Prekariat, Unterschicht | Keine Kommentare »
Ein Sessel für 24 Euro? Das geht, wenn man ihn selber baut. Die Bauanleitung bekommt man von HartzIV Möbel kostenlos zugeschickt. Dann heißt es selber werkeln.
HartzIV, häufig als Synonym für Unterschicht gebraucht, trifft hier auf Marke Eigenbau und damit auf eine Strategie, die man eher mit dem Kreativprekariat verbindet. Der Unterschied liegt darin, dass die Eigenbauer eher das unternehmerische Selbst befördern, während die Unterschichtler hier noch auf den traditionellen Heimwerker setzen.
So oder so: Die eigene Biographie wird in neoliberalen Zeiten zunehmend – und für viele unfreiwillig – zur Bastel-Existenz. Nur: Gute Baupläne fürs Leben werden noch nicht mitgeliefert. Als kleiner Trost hier ein schöner Hut, selbst gemacht.
Evelyn Caffee Parks wearing a palmetto hat she made
Foto: State Library and Archives of Florida via flickr
Nils Heinrich: Irgendwie Nirgendwo Nirgendwann
Datum: 10.04.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Musik & Film | Tags: Armut, HartzIV, Nils Heinrich, Unterschicht | Keine Kommentare »
Ein Song über das Hartzen. “Gib mir die Hand, ich bau dir ein Haus aus Pflaschenpfand, irgendwie, irgendwo, irgendwann…” Irgendwie das passende Gegenbild zu Thilos Armen-Bashing.
Armen-Bashing: schon wieder Thilo Sarrazin
Datum: 09.04.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: Armut, HartzIV, Thilo Sarrazin, Unterschicht | Keine Kommentare »
Wieso bekommt dieser Mann eigentlich immer wieder so viel Aufmerksamkeit? Oder anders gefragt: Bekäme er sie eigentlich auch ohne seine Dauerkonstruktion einer Unterschicht, über die es aufzuklären gälte, zuförderst und vornehmlich natürlich durch IHN: Thilo Sarrazin. Vermutlich nicht.
Den diesmaligen Anlaß bot eine Buchvorstellung der taz-Autorin Ulrike Herrmann (“Hurra, wir dürfen zahlen”). Erneut bosselte Sarrazin am Schreckbild einer Unterschicht, die fettleibig vor dem Fernseher Fluppen inhaliert. Das ist so die Erkenntnis. Um es deutlich zu sagen: Das Problem ist ja nicht, dass es diese oder jene Phänomene geben mag in der von Sarrazin kritisierten Unterschicht, sondern dass er eine Kultur der Armut konstruiert. Armut ist hier kein materieller Zustand, sondern einer des Verhaltens und der Mentalitäten. Diese Kultur der Armut ist es nach Sarrazin, die den Aufstieg verhindert.
Wer’s nochmal vorgebetet bekommen möchte, hier Sarrazins kulturalistische Einsichten auf heute.de Sarrazin
Oder man liest den Sozialreport der Stadt Leipzig, den Ralf Julke in der Leipziger Internetzeitung vorstellt:
“Wenn der ‘Sozialreport 2009′ der Stadt Leipzig eine These bestätigt, dann ist es die, dass die Herkunft von Kindern immer stärker ihre Bildungschancen bestimmt. Armut hat – wie die Autoren mehrfach betonen – viele Dimensionen. Und schon die Jugendärzte sehen die katastrophalen Folgen.”
Sozialreport Leipzig
Datum: 29.03.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: HartzIV, Julia Friedrichs | 1 Kommentar »
Die passgenaue Sendung zum 1. April! Wer sehen möchte, wie Schilda im Zeichen von HartzIV funktioniert, dem sei die Wiederholung der Sendung
Ausgeträumt – 5 Jahre Leben mit Hartz 4
Ein Film von Julia Friedrichs, Eva Müller und Markus Zeidler
WDR : Donnerstag, 01. April 2010, 14.15 – 15.00 Uhr (Wdh.)
empfohlen.
Kalt abgeduscht: Thilo Sarrazin
Datum: 02.03.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Geisterfahrer & Erscheinungen, Texte | Tags: HartzIV, Thilo Sarrazin | 1 Kommentar »
Unter dem schöne Titel Zartbitter zeichnet Stefan Klein in der Süddeutschen Zeitung vom 01. März 2010 ein Porträt des ehemaligen Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin, dessen Ausführungen in Lettre International – Stichwort: wirtschaftsunproduktive Migranten und geburtsproduktive Unterschichtler – für einige Aufregung sorgten. Man darf also annehmen, dass auch dieser Artikel – ein Gespräch in einem „unscheinbaren Ecklokal“ in Berlin-Charlottenburg – wieder mit Provokantem aufwarten kann. Doch genau besehen gewinnen hier zwei Figuren gegeneinander Kontur: Der unerschrockene Thilo Sarrazin und die Hartz-IVler. Die Kernfrage, an der sich alles entscheidet, lautet: Warm- oder Kaltduscher? Weiterlesen »