Bloggende Weltenretter

Datum: 25.11.2012 | Autor: Elke | Kategorien: Workshop | Tags: Antje Schrupp, , Armutsbekämpfung, Michaela Moser, Peter Gach, Social Media, Workshop 3 Armutskonferenz | Keine Kommentare »

Noch ein Nachtrag zur Armutskonferenz.Gemeinsam mit Antje Schrupp und Peter Gach habe ich 444 Mails gecheckt und die Welt gerettet. “Ham Ses nich ne Nummer kleener”, hör ich schon den Berliner meckern. Ok: Wir haben gemeinsam den von Michaela Moser moderierten Workshop “Ich muss nur noch kurz die Welt retten und 148 Mails checken. Social Media und ihre Möglichkeiten” gegeben. Peter und ich erzählen über unsere Blogs, Antje bringt den Überbau ein. Ich fand’s rundherum vergnüglich! So, nun warten da aber noch’n paar Mails…

Noch mehr Videos  -- zu anderen Workshops und zur Armutskonferenz -  finden sich unter:
Das war die Armutskonferenz

Grün, öko, un/sozial, arm

Datum: 19.12.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: , Ökologie | Keine Kommentare »
Öko ist der letzte Konsens einer sozial gespaltenen Gesellschaft. Dieser Gedanke wollte immer zu einem Beitrag auf diesem Blog werden, schaffte es aber nie, so richtig ausformuliert zu werden. Martin Kaul resümiert nun die Protestbewegungen des auslaufenden Jahres zutreffend in seinem Artikel “Öko hui, Arme pfui” in der >> taz: “Leider ist es aber so, dass das Jahr mit Solidarität und Visionen wenig bis nichts zu tun hatte. Protest 2010 war der Protest der Integrierten. Abgesehen von den Ökoknallern, die vor allem das gutsituierte Bildungsbürgertum bewegen, sah es überall dort mau aus, wo es tatsächlich existenziell wurde.” Weiterlesen »

Pauper & Peregrinus Revisited

Datum: 15.10.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Texte, Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: , Fremde, Integrationsdebatte | 2 Kommentare »

Pauper und Peregrinus
Der Fremde und der Arme sind kulturhistorisch eng verwandte Figuren. Im Mittelalter wurden pauper (der Arme) und peregrinus (der Wandernde, der Fremde) fast synonym verwendet. In seinem klassischen >>Beitrag zur Armutstheorie schrieb der Soziologe Georg Simmel: “So steht der Arme freilich ausserhalb der Gruppe, indem er ein blosses Objekt für Vornahmen der Gesamtheit mit ihm ist, aber dieses Ausserhalb ist – kurz ausgedrückt – nur eine besondere Form des Innerhalb.”  Und: “Ich verglich ihn (den Armen) dort näher mit dem Fremden, der gleichfalls der Gruppe gegenüber steht – allein dieses Gegenüber bedeutet eine ganz bestimmte Beziehung, die ihn als ein Element in das Gruppenleben hineinzieht.”

Der Arme und der Fremde teilen also die paradoxe soziale Position der in der Gemeinschaft Ausgeschlossenen. So kann es auch nicht erstaunen, dass die gegenwärtigen Stigmatisierungen der Hartz IV-Empfänger und die aktuelle Integrationsdebatte viel enger zusammengehören als man auf den ersten Blick denken möchte.

Symbolische Transferleistungen
Wie diese symbolischen Transferleistungen heutzutage genau funktionieren, kann man in einem Interview mit dem Sozialpsychologen >>Oliver Decker in der Süddeutschen Zeitung nachlesen. Er spricht über die Studie >>Die Mitte in der Krise, die er gemeinsam mit anderen Autoren  im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung erarbeitet hat. Diese zeige, dass immer mehr Menschen in Deutschland zu rechtsextremen Ansichten neigen. Dabei geht es um das Schaffen von “Resonanzräumen”, bei denen Politiker wie Guido Westerwelle die Vorarbeit leisten:

sueddeutsche.de: Seit Wochen wogt eine Islamdebatte durch Deutschland. Hatte diese durch ein Buch des Ex-Bundesbankers Thilo Sarrazin ausgelöste Kontroverse Einfluss auf Ihre Studie?
Decker: Nein, wir haben die Erhebung vorher durchgeführt. Aber: Sarrazin hat sich ja bereits in der Vergangenheit gegen sozial Schwächere geäußert, das richtet sich ja bei ihm nicht nur gegen Migranten, sondern auch Hartz-IV-Empfänger. Der Resonanzraum, der Sarrazin nun zum Schwingen gebracht hat, existierte also schon, bevor er sein Buch veröffentlicht hat.

Auch Guido Westerwelle habe mit seiner Rede von der “spätrömischen Dekandenz” an diesem Resonanzraum mitgearbeitet:

sueddeutsche.de: Profitiert also Sarrazin von der “Vorarbeit” von Westerwelle und anderen?
Decker: Leider ja. Man muss das klar benennen: Westerwelle hat Sarrazin ein Stück weit den Weg bereitet. In dem Moment, in dem sich Vertreter demokratischer Parteien entweder aus Neigung oder politischem Kalkül solcher ressentimentgeladener Reden bedienen, heizen sie diese Diskurse an.

Sarrazin und andere Hassprediger machen also den Dirty Job des hate speech, den vorgeblich Kultiviertere in eleganterer Wortwahl vorbereiten.

Mediale Aufmerksamkeitsökonomien
Auch die deutsch-kroatische Schriftstellerin Jagoda Marinic schrieb gestern in der Frankfurter Rundschau einen sehr lesenswerten >>Artikel zur Integrationsdebatte, in der sie die Angst vor “den Fremden” mit der Stigmatisierung der Armen verbindet:

“Solange die Migranten- und Hartz-IV-Debatten tagesfüllend sind, schaffen es nur einige zu dem Bekenntnis: Das interessiert mich nicht, ich lebe in einer anderen Realität. Doch je mehr sich in diese Realität Angst vor Arbeitslosigkeit und Sorgen über das Verschwinden der Mittelschicht mischen, desto eher wird der ehemals Desinteressierte seinen Blick auf diese Stelle der Landkarte richten. Er wird nach der Arbeit müde durch die Sender zappen, sich so eine Debatte anhören, bis er denkt: Der Arme und der Fremde, ja, die interessieren mich. Der Arme und der Fremde werden so lange durchs Dorf gejagt, bis auch die letzte Sau es mitbekommen hat.”


Foto: Jacob Holdt (American Pictures)


4. Deutscher Tafeltag

Datum: 02.10.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: 4. Tafeltag, , Suppenküchen-Staat | Keine Kommentare »

Heute wird der 4. Deutsche Tafeltag begangen – wem das nicht sagt: gemeint sind die “Tafeln”, d.h.  die mittlerweile allgegenwärtigen Essens- und Nahrungsmittelausgaben, ohne die viele Menschen nicht über die Runden kämen.

“Die Gegensätze zwischen Arm und Reich haben sich in den letzten Jahren vergrößert“, so  der Vorsitzende des Verbandes, Gerd Häuser, am Donnerstag bei der Auftaktveranstaltung in Berlin. Tatsächlich ist die Zahl der Einkommensarmen ebenso gestiegen wie die der Reichen. Mehr als eine Million Menschen müssen die Unterstützung der Tafeln in Anspruch nehmen. Der Armutsforscher Christoph Butterwege spricht davon, dass wir uns auf einen “Almosen- und Suppenküchenstaat” zubewegen.


Aktionstage gegen Armut

Datum: 13.09.2010 | Autor: Ansgar Warner | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: , , | Keine Kommentare »

NO EXCUSE:  Zweck dieser UN-Kampagne ist es, “die Ziele der Millenniumerklärung in den Fokus der Medien und Menschen zu rücken – und dauerhaft dort zu halten. Denn nur dann können sie erreicht werden. Die Politikerinnen und Politiker haben ein großes Versprechen abgegeben.”

Nämlich dasjenige,  die Armut bis zum Jahr 2015 zu halbieren. Davon ist man allerdings weit entfernt. Im Gegenteil. Die Armut steigt weltweit an. Bekanntlich wurde 2009 die Milliarden-Grenze überschritten:  So viele Menschen hungern weltweit (vgl.  >>FAO)

Damit die schönen Ziele nicht  vergessen werden,  “muss die Bevölkerung sie daran erinnern. Gleichzeitig benötigen die Regierungen der Unterzeichnerstaaten aber die Hilfe der Bürgerinnen und Bürger. Ohne ihre aktive Mitwirkung wird globale soziale Gerechtigkeit ein Lippenbekenntnis bleiben.”

Eine Möglichkeit bietet das kollektive Stand-Up .  Dazu finden bundesweite Aktionstage statt. Informationen, wo und wann solche Treffen stattfinden und wie man sich organisieren kann, finden  sich auf >UN-Kampagne


Zahlen zur Armutsgefährdung

Datum: 28.08.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: , Armutsgefährdung, Statistik | Keine Kommentare »

Das >Bundesamt für Statistik veröffentlicht die neuesten Zahlen zur Armutsgefährdung in Deutschland:  Rund zwölf Millionen Menschen (knapp 15 Prozent) waren 2009 von Armut bedroht. Ohne staatliche Sozialleistungen wäre es fast jeder Vierte. Armutsrisiken sind ungleich verteilt: “Ein besonders hohes Armutsrisiko haben Erwerbslose. Mehr als die Hälfte der Erwerbslosen (54%) in Deutschland war 2009 armutsgefährdet.” Allerdings gibt es große regionale Unterschiede: “Während 2009 in Bayern und Baden-Württemberg 41% beziehungsweise 42% der Erwerbslosen armutsgefährdet waren, waren es in Sachsen-Anhalt 70%.”
Noch mehr trauriges Zahlenwerk gibt’s im Bericht.

Transferring the Facts From the Census Questionaire Into Statistics." [Woman Operating the Card Puncher]


Photo: Transferring the Facts From the Census Questionaire Into Statistics.


Thomas Pogge über Menschenrechte, Philosophie und Armut

Datum: 11.07.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Gastbeiträge, Thomas Pogge | Tags: , Menschenrechte, Pogge | Keine Kommentare »

Thomas Pogge>Thomas Pogge ist Professor für Philosophie und Internationale Angelegenheiten an der >Yale University. Seine Forschungsschwerpunkte sind Gerechtigkeit, Kant  und Armut. Als Armutsforscher geht er das Problem nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch an. So arbeitet Pogge am Entwurf eines globalen Weltgesundheitsfond (Health Impact Fund) mit.
Für Gespenst der Armut beantwortet er Fragen zu Philosophie und Armut, zu den Menschenrechten und zum Verhältnis von absoluter und relativer Armut.

1. Verstößt Armut gegen die Menschenrechte?
Freiheit von gravierender Armut wird weithin als Menschenrecht anerkannt. So heisst es z.B. in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte [Artikel 25(1)]: “Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen, sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.” Weiterlesen »


Es reicht! Für alle! Armutsbekämpfung in Zeiten der Krise

Datum: 06.07.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Rezensionen | Tags: , Armutsbekämpfung, Krise | Keine Kommentare »

Es reicht! Für alle! – der Titel des Buches von >Martin Schenk und  >Michaela Moser ist Programm und es ist ausgesprochen erfrischend, einmal nicht das ewige Lied der klammen Kassen und unausweichlichen Sparpläne zu hören. Schenk,  Sozialexperte der Diakonie  und Mitglied der >österreichischen Armutskonferenz und  Moser, Vizepräsidentin des >European Anti Poverty-Networks, widmen sich der Armutsbekämpfung – gerade in Zeiten der Krise.
Eingangs nehmen die Autoren den „Mythos vom Mangel“ auseinander: Die irrationale Angst, „es reiche nicht“, die die Sozialstaatsdebatten prägt, eine Angstlogik der zufolge immer zuerst „überflüssige“ Sozialleistungen gestrichen werden müssen. Anders sieht es aus, nimmt man den vorhandenen Reichtum , die vorhandenen Ressourcen und ihre Verteilung in den Blick. Armut, so der Ansatz der Autoren,  kann nicht isoliert betrachtet werden, will man sie bekämpfen. Ansetzen muss man hingegen bei den gesamtgesellschaftlichen Verhältnissen und ihren Möglichkeiten. Weiterlesen »


Arbeitende Obdachlose

Datum: 29.06.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: , Betteln, Obachlos, U-Bahn | Keine Kommentare »

Heike Kunert schreibt in der  >> Zeit über das Betteln in U-Bahnen. Besonders schön ist  eine Replik des von ihr porträtierten Obdachlosen namens Ananas: “[...] die Glatze schrie ihn an: »Nüscht kriegste von mir! Geh arbeiten!« Woraufhin Ananas fast spitzbübisch entgegnete: »Das tue ich«, und sehr athletisch in den nächsten Wagen hüpfte.” Kampagne Grüßen kommt gut anHier zeigt sich schön der preußisch-protestantische  Charakter der Stadt, der sich auch in der Bettelkultur niedergeschlagen hat: Keiner verharrt  mit demutsvoll gesenktem Kopf und ausgestreckter Hand, wie dies etwa in Rom vor einer Kirche zu beobachten ist. Nein, der Berliner Obdachlose begreift sich als tätiges Wesen,  sei’s, dass er Straßenmagazine verkauft, sei’s, dass er,  sozusagen als Dienstleister des Immateriellen unterwegs, Glück verschenkt. Womit er eben kein Bettler mehr ist.

Foto: Kampagne für soziale Manieren der >>Caritas


Überraschung! Reiche werden reicher, Arme ärmer

Datum: 15.06.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: , Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Sparpaket | Keine Kommentare »

Eine neue Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) belegt, dass die Reichen auch in der Krise reicher, die Armen hingegen ärmer werden. Die Mittelschicht hat Angst vor dem sozialen Abstieg. Angesichts dieser Entwicklungen bezeichnet der DIW-Experte Jan Goebel das geplante Sparpaket als einseitig: „Die bisher gemachten konkreten Vorschläge betreffen nur die unteren Einkommen. Der Anteil der Reichen aber steigt stetig und die Reicheren verdienen auch immer besser. Da stellt sich schon die Frage, ob diese Gruppe nicht auch einen Sparbeitrag leisten sollte.“
Gerechterweise müssten also alle kleinere Brötchen backen. Die dürften dann immer noch unterschiedlich genug ausfallen.

Bild:
Flämischer Meister – Arm und Reich, um 1600,
Sammlung Museum der Brotkultur, Copyright MBK