Gespensterjagd
Datum: 11.05.2013 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: Hamburger Begegnung, Kapitalismuskritik, Vogl | 2 Kommentare »Im Tagesspiegel berichtet Gregor Dotzauer von der diesjährigen “Hamburger Begegnung”, an der rund 30 Schriftsteller und Kritiker teilnahmen. Gegenstand der Debatte: die Kapitalismuskritik, genauer: die Kritik der Kapitalismuskritik.Oder noch genauer: die Kritik an Joseph Vogls Buch “Das Gespenst des Kapitals”. Für mich sehr interessant: Auf der Tagung Die Ökonomie im Lichte von Literatur und Feuilleton im Juli 2012 wurde Vogls Buch von Ökonomen zerrissen. Das war zu erwarten und mein damaliger Eindruck war, dass sich in die Kritik auch eine Menge Ärger darüber mischte, dass ausgerechnet ein Literaturwissenschaftler einen bejubelten Beststeller über die ökonomischen Krisen 2008ff. geschrieben hatte, während die Ökonomen, die nichts von all dem vorausgesehen hatten, irgendwie blamiert wirkten. Nun also auch die Schriftsteller. Liegt auch hier irgendein unbewusstes Konkurrenzverhältnis vor? Denn immerhin wollte der Literaturkritiker Lothar Müller Vogls Buch offenbar als “Theorieliteratur” und als “Gespenstererzählung” verstehen. Jenseits der Frage nach der Zuordnung ist interessant, dass Dotzauer davon spricht, dass “es wenig geglückte Romane über die heutige Finanzwelt gibt”. Im Gesamtblick bleibt der Eindruck, dass also niemand die Gegenwart in’s – wie auch immer: analytische, literarische – Bild setzen kann. Das wäre dann wirklich gespenstisch.
Foto: Woman with two boys and a female spirit
Creator: William Hope (1863 – 1933), 1920
National Media Museum Collection
Inventory no: 2002-5054/17/1
via Flickr
Der Bericht hier bringt es auf dem Punkt. Zunftdenken und Konkurrenzen statt Zusammenhalt von und mit bedrohten Berufszweigen hilft uns auch nicht weiter… Mich würde es interessieren, inwieweit deutsche DichterInnen das Thema der heutigen Finanzwelt- bzw. krise behandelt haben. (Ein Versuch habe ich mit meinem Gedichtzyklus “Credit Crunch” – 2008-2010 – auf Englisch geschrieben.) — danke, Elke!
Liebe Karen,
vielen Dank für den Hinweis! Ich denke da an Rainald Goetz: Johann Holtrop. Oder auch “Das Jahr, in dem ich aufhörte, mir Sorgen zu machen, und anfing zu träumen” von Thomas Steinaecker. Liebe Grüße
Elke