Haargel, Gangster, Guttenberg
Datum: 13.11.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: Georg Seesslen, Haargel, von Guttenberg | Keine Kommentare »Georg Seeßlen, den man einfach nicht genug bewundern kann, hat einen zum Niederknieen guten Text über das Haargel unseres geschätzten Verteidigungsministers und Kanzlers in spe geschrieben >> Taz. Wenn auch spät entdeckt, muss der Text hier unbedingt verlinkt werden.
Kostprobe:
“Nun, zum einen ist es noch gar nicht so lange her, da galt der Gebrauch von Haargel im Allgemeinen und von solchen alarmierenden Mengen insbesondere als Ausdruck von “Halbwelt”, als Geheimsignal unreifer Machosexualität. Dann wanderte der Stoff in jenes Segment des Mittelstands, das mit dem Neoliberalismus und mit Gekko-Sprüchen wie “Gier ist gut” so was von einverstanden war. Gegeltes Haar trugen in den Neunzigern neben Türstehern auch ehrgeizige Bankangestellte.
Es war aber nicht so, dass Haargel etwa “seriös” geworden wäre, ganz im Gegenteil: Über das Haargel eignete sich die Bürgerkultur des Neoliberalismus einen sozialen und sexuellen Anspruch der “Halbwelt” an. Gegeltes Haar hieß nichts anderes als die Fantasie, das “Böse” zugleich bewahrt und kontrolliert zu haben. Und Haargel sagte: Eure Armut kotzt mich an. Haargel war die mythische Erzählung vom verbürgerlichten Gangstertum, von der Erlaubnis zur Gier, vom Einverständnis mit der “wahren Natur” des Kapitalismus.”
Foto: Nicht die Pressesprecher von Guttenbergs, sondern die Sopranos
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