Ärgerlicher Zwischenruf
Datum: 30.05.2011 | Autor: Elke | Kategorien: Geisterfahrer & Erscheinungen, Texte | Tags: Armutsbekämpfung, Barbara John, Poor Economics | Keine Kommentare »Einen “Zwischenruf” zum Thema Armut lässt Barbara John im >> Tagesspiegel hören. Sie plädiert für das Ende der (Euro-)Schein-Lösungen beim Thema Armut. Anlass ist eine Studie, der zufolge die Armen auch nicht anders konsumieren als die Reichen, heißt: zunächst das Notwendige, dann teurere Güter. Nun, wer hätte das gedacht. Allerdings, dies muss man anrechnen, will die CDU-Politikerin auch mit dem Bild von den Armen aufräumen, die vor allem für das Falsche (Flachbildschirme, Handys etc.) Geld ausgäben.
Die Studie „Poor Economics“, auf die sie sich bezieht, befasst sich allerdings mit absoluter Armut. Hierzulande haben wir eine relative Armut. Diese grundlegende Unterscheidung sollte bei einer solchen Argumentation schon berücksichtigt werden, da sich entsprechend alle Parameter verschieben.
Wirklich hanebüchen ist folgende Passage: “Die Studie legt zwingend nahe, Arme anders wahrzunehmen und die Armutsbekämpfung zu verändern. Schluss mit den ,(Euro)-Schein-Lösungen’, also der Forderung, ihnen nur mehr Geld in die Hand zu drücken; Bio-Läden werden sie auch dann meiden.”
Wo soll man da anfangen? 1) Die Studie legt kaum nahe, dass die Armutsbekämpfung bei absoluter Armut nicht durch eine Anhebung materieller Ressourcen erfolgen sollte. 2) Sollte man im Kontext absoluter Armut wirklich auf Bio-Läden verweisen? 3) Ob die hiesigen relativ Armen, gesetzt, sie hätten mehr Geld, in einen Bio-Laden gingen oder nicht – woher weiß Frau John das so genau? 3) Wieso ist die Frage, ob jemand in einen Bio-Laden geht oder nicht, überhaupt relevant für die Armutsbekämpfung? Oder ist man ab einem bestimmten Einkommen verpflichtet, im Bio-Laden einzukaufen?
So bleibtes bei der Forderung, Arme “in Arbeit” zu bringen und ihr Gehalt gegebenenfalls aufzustocken. Und wie war das mit dem Ende der Euro-Schein-Lösungen? Stellen nicht auch staatliche Zuschüsse solche Lösungen dar? Sinnvoller wären wohl Mindestlöhne und angemessene Einkommen, dann braucht der Staat weder die Armen und vor allem auch nicht die Unternehmen durch Lohnzuschüsse zu alimentieren.
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