Definitives zu Thilo Sarrazin

Datum: 28.08.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: Dark Vader, | Keine Kommentare »

Nein. Dieser Blog wird das neue Buch von >Thilo Sarrazin nicht kommentieren. Es scheint sich wieder einmal um die mediale Aufmerksamkeitsökonomie zu handeln: Wer laut und provokant herumpöbelt, wird wahrgenommen. Ärgerlich sind weniger die vermutlich altbekannten Thesen, als vielmehr, dass die von Sarrazin aufgeworfenen Themen – selbst wenn man sie ablehnt – wieder tagelang den Diskurs bestimmen. Als gebe es nicht andere Probleme.

Deshalb: nicht einmal ignorieren.

Ein Beitrag zu seiner Biographie ist oben anklickbar: Klick auf “Thilo Sarrazin”.


Zahlen zur Armutsgefährdung

Datum: 28.08.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: , Armutsgefährdung, Statistik | Keine Kommentare »

Das >Bundesamt für Statistik veröffentlicht die neuesten Zahlen zur Armutsgefährdung in Deutschland:  Rund zwölf Millionen Menschen (knapp 15 Prozent) waren 2009 von Armut bedroht. Ohne staatliche Sozialleistungen wäre es fast jeder Vierte. Armutsrisiken sind ungleich verteilt: “Ein besonders hohes Armutsrisiko haben Erwerbslose. Mehr als die Hälfte der Erwerbslosen (54%) in Deutschland war 2009 armutsgefährdet.” Allerdings gibt es große regionale Unterschiede: “Während 2009 in Bayern und Baden-Württemberg 41% beziehungsweise 42% der Erwerbslosen armutsgefährdet waren, waren es in Sachsen-Anhalt 70%.”
Noch mehr trauriges Zahlenwerk gibt’s im Bericht.

Transferring the Facts From the Census Questionaire Into Statistics." [Woman Operating the Card Puncher]


Photo: Transferring the Facts From the Census Questionaire Into Statistics.


Petition für Shiva Nazar Ahari

Datum: 26.08.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: Bloggerin, Shiva Nazar Ahari | Keine Kommentare »

>Reporter ohne Grenzen hat eine Kampagne für die iranische Bloggerin und Menschenrechtsaktivistin Shiva Nazar Ahari gestartet, die seit dem 20. Dezember 2009 in Teheran inhaftiert ist. Ihr wird unter anderem “Moharebeh” vorgeworfen, offenbar so etwas wie “Feindschaft gegen Gott”. “Moharebeh” stellt ein Kapitalverbrechen in der Islamischen Republik Iran dar und wird mit dem Tode bestraft. Shiva Nazar Aharis Gerichtsverhandlung ist für den 4. September 2010 angesetzt. Als Bloggerin, die sich  schwer vorstellen kann, dass Feindschaft gegen Gott ein justizibales Verbrechen darstellt, und als  Gegnerin der Todesstrafe schließe ich mich dem Appell von RoG an und rufe ebenfalls dazu auf, diese > Petition zu unterzeichnen.


Leben in der Armutshauptstadt

Datum: 21.08.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: Armutshauptstadt, Leipzig, Prekariat | Keine Kommentare »

Ralf Juhlke

Wie sieht das Leben in der “Armutshauptstadt” aus – nein, diesmal ist nicht Berlin, sondern Leipzig gemeint, das laut Statistik die ärmste Stadt Deutschlands ist. Ein lesenswerter Beitrag von Jana Hensel und Greta Taubert (> Zeit online) geht den Bildern und Realitäten der Armut nach: ” Und trotzdem antworten viele, wenn man sie fragt, ob Leipzig eine Stadt des Prekariats sei, mit »Nein«. Woran liegt das? Ist die Armut in Leipzig unsichtbar? Oder gilt es einfach, die gängigen Vorstellungen über arme Menschen zu hinterfragen?”

Foto: Ralf Julke

Das Netz als DNA: 8. Wonderland zwischen Netzutopie und organischer Gemeinschaft

Datum: 17.08.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: 8.Wonderland, Netzutopie | Keine Kommentare »

Ein kleiner, interessanter, unperfekter Film: > 8.Wonderland. Welche politischen Handlungsoptionen bietet das Internet? Einige hundert Personen haben einen virtuellen, radikaldemokratischen Staat – eigentlich passt “Land” besser im eigentümlich emotionalen Sinne – gegründet, um dort wöchentlich über akute  Fragen zu diskutieren und über politische Interventionen abzustimmen. 8. Wonderland Diese bleiben nicht auf die Medienrealitäten beschränkt, sondern werden auch in der physischen Wirklichkeit umgesetzt. Und wo die physischen Körper  ins revolutionäre Spiel kommen, wird, wie schon Georg  Büchner sagte, aus Gedanken tödlicher Ernst. Wie in jeder radikalen Utopie, die versucht, das Gute in die Welt zu bringen, wird auch diese Gemeinschaft mit den Fragen nach der Legitimität der Mittel konfrontiert. “Das Wonderland ist das Gegenteil moderner Nationalstaaten. Der Sinn dieser Gemeinschaft wird nicht symbolisch repräsentiert” – erläutern die Regisseure Jean Mach und Nicolas Alberny im Begleitheft zum Film. Doch dem möchte man widersprechen: Der Film wird gerahmt von Filmausschnitten, die Experimente an Kakerlaken zeigen. Wird dem “Leittier” ein elektronischer Chip implantiert, tut es Dinge, die es vorher nicht tat. Die Horde (Gruppe oder wie auch immer bei Kakerlaken) folgt nach und überschreitet entsprechend biologisch gesetzte Grenzen. Nach Entfernung des Chips ist das Wissen inkorporiert. Die Gruppe geht nun von allein neuer Wege: Ein Bild dafür, wie das Netz zur DNA wird.  Hier verbinden sich vage Ideen der “Schwarmintelligenz” als Netz-Metapher für geordnete und dennoch enthierarchisierte Bewegung mit der ambivalenten Faszination für das Organische als Gemeinschaft. Nett ist aber das Filmheft, das als Passport gestaltet ist – und eben auch zeigt, dass sich auch virtuelle Länder repräsentieren. Und sehr nett ist auch die Homepage zum Film. Man kann sich einloggen und Mitglied werden im 8. Wonderland – oder ist man es sowieso schon?


Schmalhans und Suppenkasper

Datum: 15.08.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Texte | Tags: Ernährung, , Hartz IV Kochbücher | Keine Kommentare »

Zum Thema  Ernährung & Armut hat Gespenst der Armut bereits auf der Besuchercouch mit dem Bildungsforscher Friedrich Schorb gesprochen. Irgendwie setzt sich das Thema gerade etwas fest, denn die nächste Interviewpartnerin soll >Elisabetta Gaddoni, ihres Zeichens Gastrokritikerin, sein. Da passt ein Artikel aus dem >ND ganz gut, in dem die Autoren Rezepte aus Hartz IV-Kochbücher auf ihren Gebrauchswert hin nachkochen.

Hartz IV Teller

Hartz IV Teller

Die Ergebnisse sind teilweise wirklich bizarr. Nachdenklich stimmt das Eingangsstatement: “Und wahrscheinlich ist Deutschland auch das einzige Land dieser Erde, in dem Kochbücher zu Sozialgesetzen geschrieben werden.” Nun diktieren ja allerorts die ökonomischen Möglichkeiten, was auf den Teller kommt bzw. nicht kommt. Und auch eine “arme” Küche kann sehr lecker sein, nicht zufällig erleben ja viele Gerichte der Armenküche immer wieder ein Revival, sind viele traditionelle Gerichte etwa der italienischen Küche keine Haute Cuisine, sondern populäre, volkstümliche Kost. Ein Kochen, das sich am Sozialgesetzbuch orientieren soll, ist eher triste als arm zu nennen.
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Ikea: Symbolisierst Du noch oder steuerflüchtest Du schon?

Datum: 11.08.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: Ikea, Steuerflucht | Keine Kommentare »

> IKEA– das ist das fröhliche Leben zwischen Bunt und Billy, Köttbullar und Kumpeltum.  Ikea, das preisgünstige Einrichtungshaus, das einen auf der Homepage  immer ungefragt duzt, und so charmantes skandinavisches Wohlfühltum mit einem Hauch liebevoller Fürsorglichkeit verbreitet, ist, wie >Frontal 21 in einem sehr sehenswerten Beitrag zeigt, alles andere als nett: Von „organisierter Steuerflucht“ spricht der Wirtschaftsexperte der Gewerkschaft ver.di. und das familiäre Bild der dort arbeitenden Menschen muss dringlich um die Hartz IV-Komponente ausgebaut werden: Einige der in den deutschen Filialen eingesetzten Leiharbeiter verdienen so wenig, dass sie über Hartz IV aufstocken müssen. Die gefühlte und bei Ikea ins Bild der Familie – auch der dort shoppenden – übertragene skandinavische Wohlfahrtsstaatlichkeit wird also nicht durch den steuerflüchtigen Konzern, sondern durch den deutschen Steuerzahler finanziert. Die Hauptsache, die Bildpolitik stimmt. Aber auch ökonomisch wird ein Kreislauf geschlossen: Wer mit Hartz IV über die Einrichtungsrunden kommen muss, muss dankbar sein, dass es Ikea gibt.

Hier das sportive Filmchen “PARCOURS VIKEA”, vom > Collectif Daredo, von dem auch obiges Bild stammt:


Armutszeugnis: Reiche sollen spenden

Datum: 06.08.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Geisterfahrer & Erscheinungen | Keine Kommentare »

Reiche sollen spenden? Nein! Reiche können spenden –   so ist der Satz richtig. Bettler im Mittelalter

Wie gemeldet, führt  die Initiative von  40 US-Milliardären, mindestens die Hälfte ihres Vermögens für wohltätige Zwecke spenden zu wollen, zur Forderung, dies solle auch hierzulande geschehen. Da stellt sich die Frage, ob wir direkt ins Mittelalter zurücksteuern. Damals wurde, wie Jean Starobinski in seiner Gaben-Theorie schreibt, der Arme “erfunden”, damit der Reiche durch wohltätige Gaben sein Gewissen erleichtern und im Rahmen der Jenseitsökonomie schon mal Guthabenzinsen auf dem Konto der Jenseitsbank anhäufen konnte.

Diese Forderung zu unterstützen, ist der Gipfel unpolitischen Denkens. Die Politik dankt ab und setzt stattdessen auf private Wohlfahrt. In Zeiten, in denen Ursula von der Leyen schmallippig – und angesichts der Presseerklärung weiß man, dass dieses Wort nicht nur metaphorisch Sinn macht – erläutert, dass es “keine Hinweise” für eine Erhöhung der Hartz IV-Sätze gibt, ist die zeitgleiche Forderung nach Spenden ein wahres Armutszeugnis.


Turn your radio on: Gespendetes Essen

Datum: 03.08.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Trailer, Teaser & Geschmacksverstärker | Tags: Nahrungsmittelausgaben, Tafeln | Keine Kommentare »

Wenn das Geld nicht reicht, muss man gespendete Nahrungsmittel annehmen. In ihrem Feature Verzehr auf eigene Gefahr bringt Johanna Olausson eine Essensausgabestelle in Berlin akustisch zu Gehör.

Das Feature  03.08.2010 · 19:15 Uhr

>>>Deutschlandfunk


Bettelbanker

Datum: 01.08.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Geisterfahrer & Erscheinungen, Musik & Film | Tags: , , Bettlerbank | Keine Kommentare »

Gestern bin ich einem meiner Lieblingsbettler begegnet -- ein Satz, den man wirklich nur in bestimmten Stadtteilen formulieren kann. Mein Lieblingsbettler jedenfalls tritt mit einem kleinen Zigarrenkästchen und folgender Aussage an unseren Tisch: “Geben Sie der Bettlerbank. Geld für immer verschwunden, keine Zinsen, nie wieder Kontoauszüge anschauen!” Vor allem die letztgenannte Option lässt mich gerne einen Obolus in einen der zwei kleinen Schlitze der Bettelbank werfen. Ich mag diese Figur des -  ja, was? -- Bettelbankers oder Bettlerbankers: Geld macht arm. Geld macht reich. Ich hoffe, den sehe ich bald wieder.

Bis dahin kann man sich die Zeit mit einem Video von > Bernadette La Hengst vertreiben:

Die Avantgarde Bettler aus der Freiburger Bettleroper von 2009